‚Hus-Kapelle‘

Links der Straße von Písek nach Prag steht am Hang hinter der Brücke unter einem ausladenden Baum eine weitere säulenartige Nischenkapelle des hl. Johannes Nepomuk. Obwohl die kleine Kapelle zur Gemarkung Řepice gehört, ist sie heute praktisch schon Teil von Strakonice. Interessanter als die Architektur dieses zierlichen Bauwerkes ist sein Schicksal. Wie die meisten anderen Barockkapellen wurde auch sie dem Landespatron Johannes Nepomuk (Jan Nepomucký) geweiht, dessen Statue in der Nische steht. Über der Kapelle ragt anstatt des üblichen Kreuzes ein getriebener Kelch auf einem Steinsockel auf.
Obwohl der Kelch an und für sich ein rein katholisches Symbol ist, nimmt er in Böhmen eine völlig andere Bedeutung an – ist er doch das Symbol des Hussitentums, das seiner Zeit die Forderung auf Kommunion unter beiderlei Gestalt durchsetzte – und deswegen auch die sogenannte Kelchkommunion genannt wird. Im Jahre 1923 wurde einhellig beschlossen, ein Bild von Meister Jan Hus in der Kapelle aufzuhängen. Der sakrale Bau wurde repariert und die Statue des heiligen Johannes durch ein Bild von Jan Hus ersetzt. In den folgenden Jahren fanden jeweils zum Jahrestag des Todes von Jan Hus Prozessionen statt, an denen sich Menschen teilnahmen. Seither hat sich viel verändert – heute ist in der Kapelle weder von Johannes Nepomuk, noch von Meister Jan Hus etwas zu spüren. Die Nische ist leer und die Kapelle fristet in nahezu vergessener Lage unter der Straßenböschung in Richtung Písek ein einsames Dasein.
























